Das seit 1849 bestehende Backhaus in Erkenbrechtsweiler
Foto: LEADER Mittlere Alb

Mit dem LEADER-Förderprogramm werden vier weitere Projekte auf der Mittleren Alb gefördert

Am 24. Juli trafen sich die Beiratsmitglieder von LEADER Mittlere Alb e. V. erneut zu einer Sitzung, um über die Förderung der insgesamt sechs eingegangenen Projektanträge des 7. Förderaufrufs zu entscheiden. In Hayingens Kaplanei tauschte sich der Beirat sehr angeregt zu den Projektvorhaben aus, auch weil die ausgelobten Fördermittel in Höhe von 420.000 Euro EU-Mitteln nicht für alle sechs Projekte ausreichten. Dienstagabend stand dann das Ergebnis fest – vier der sechs eingereichten Anträge konnten für eine LEADER-Förderung ausgewählt werden. Damit werden weitere rund 407.000 Euro EU-Fördergelder sowie 125.700 Euro Landesmittel für Kunst/Kultur in unserer Region investiert.

Die Sitzung wurde diesmal von der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Pia Münch, Kreisvorsitzende vom LandFrauenverband Reutlingen, geleitet. „Unsere LEADER-Aktionsgruppe konnte wieder ganz wunderbare Projekte zur Förderung auswählen. Diese erhalten über 532.000 Euro Fördermittel und tragen dazu bei, alte Traditionen für zukünftige Generationen zu erhalten, die regionale Identität zu fördern und Eigeninitiativen der Dorfgemeinschaft zu bestärken.“ Der Beirat hat alle sechs eingereichten Projekte als förderwürdig beschlossen. Darunter befanden sich fünf Projekte, die einen Zuschuss aus EU-Mitteln erhalten konnten. Das sechste Projekt war ein privates, nicht-investives Kulturprojekt, welches nur mit Landesmittel aus dem Bereich Kunst/Kultur gefördert wird – und damit außer Konkurrenz zu den anderen fünf Projekten stand. Leider standen für die fünf Projekte nicht ausreichend EU-Fördermittel zur Verfügung, sodass nur drei Projekte für eine LEADER-Förderung mit EU-Mitteln ausgewählt werden konnten. „Projektträger, für deren Vorhaben die Fördermittel nicht ausgereicht haben, bekommen die Möglichkeit, ihren Projektantrag beim nächsten Förderaufruf wieder beim Regionalmanagement einzureichen“, erklärte Pia Münch am Abend der Beiratssitzung.

Mit dem Projekt Mit Liebe zur Tradition – Bürger beleben Backhaus Erkenbrechtsweiler möchte die Gemeinde Erkenbrechtsweiler den Backbetrieb des seit 1849 bestehenden Backhauses für die Zukunft sicherstellen, die alten Backhaus-Traditionen für zukünftige Generationen erhalten und einen Anreiz schaffen, sodass wieder mehr Bürger ihr Brot im Backhaus backen. Das alte Backhaus wird umgestaltet und modernisiert, dafür werden die vorhandenen Holzbacköfen abgebaut und moderne Holzbacköfen – die mit Scheitholz befeuert werden können – eingebaut. Zusätzlich wird ein Elektrobackofen im Teigraum installiert, um damit auch geringere Mengen an Backwaren herstellen und die langen Vorbereitungszeiten für die Befeuerung mit Holz verkürzen zu können. Mit einem Holzlagerplatz beim Backhaus wird die Nutzung der neuen Holzöfen für die Bevölkerung erleichtert. Die Projektplanung und -umsetzung wird zudem aktiv von Bürgern und Vereinen der Gemeinde im Rahmen des Arbeitskreises Backhaus begleitet, wodurch auch Eigenleistungen der Bevölkerung eingebunden werden. Werner Huber, stellvertretender Bürgermeister in Erkenbrechtsweiler und LEADER-Beiratsmitglied, freute sich sehr über das Ergebnis: „Dass die Beiratsmitglieder unser Projekt als förderwürdig angesehen haben, macht mich unheimlich stolz und glücklich. Deshalb habe ich auch direkt im Anschluss zur Beiratssitzung unseren Bürgermeister Roman Weiß sowie auch die Gemeinderäte über dieses ganz tolle Ergebnis informiert“.

Die Gemeinde Hohenstein wird das Projekt Ausbau einer Scheunenwerkstatt umsetzen. Hierbei handelt es sich um eine ehemalige landwirtschaftliche Scheune im historischen Ortskern von Ödenwaldstetten. Die Scheune wird zur Scheunenwerkstatt aus- und umgebaut und steht danach zur öffentlichen Nutzung zur Verfügung. Mit der Nutzung kann das historische und ortsbildprägende Gebäude erhalten werden und gleichzeitig wird damit der bestehende Dorfplatz sowie der Museumskomplex erweitert – so entsteht eine große, öffentliche Fläche für Veranstaltungen, Ausstellungen oder Versammlungen. Ziel ist, die Scheunenwerkstatt insbesondere für neue kulturelle sowie gesellschaftliche Angebote und Dienstleistungen für die Bürger und in Kooperation mit den Bürgern zu nutzen, um damit die Dorfgemeinschaft zu beleben und eine weitere Begegnungsmöglichkeit für alle Bürger zu schaffen. Dafür bezieht die Gemeinde Bürger, Vereine und weitere Organisationen in die Projektplanung und -umsetzung mit ein.

Im Projekt Emma’s Springerle dreht sich alles um die leckere, schwäbische Backspezialität „Springerle“ (Bildgebäck mit Anis). Die Privatperson hat sich in den letzten Jahren ein Gewerbe im Bereich Vertrieb und Herstellung von Springerlemodels (Backformen) sowie im Bereich der Produktion von Springerle (Backwaren) im Nebenerwerb aufgebaut. Im Laufe der Jahre ist die Nachfrage sehr gestiegen, sodass es einer größeren Produktionsstätte bedarf und die Arbeit in den Vollerwerb übergehen kann. Das Projekt beinhaltet den Umzug in größere Räumlichkeiten (Albgut Münsingen), die Schaffung eines zusätzlichen Verkaufsraums sowie der Ausbau und die technische Modernisierung der Produktionskapazitäten. Besonders innovativ ist die Herstellung von personalisierten Models mit 3D-Drucker/Lasergravur – spezielle Anfragen können damit schnell und professionell umgesetzt werden. Mit dem Projekt wird nicht nur das traditionelle Gebäck gestärkt und mit modernen Akzenten gestaltet, sondern auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen (Produktion, Vertrieb) und die regionale Wirtschaft gestärkt.

Das private, nicht-investive Kulturprojekt Heimatkarawane – Wie klingt das Land heute? beinhaltet, dass das vom Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg e. V. erarbeitete Konzept für die Vernetzung von Kulturinstitutionen, Flüchtlingsnetzwerken und Geflüchteten innerhalb einer mittleren Kommune, in den beiden LEADER-Regionen Mittlere Alb und Oberschwaben getragen und dort umgesetzt wird. Dabei wird ein Bottom-Up Ansatz verfolgt – die Ideen und Visionen der lokalen Akteure stehen bei der Projektumsetzung im Fokus. Dabei wird der Ansatz verfolgt, lokale/regionale Institutionen, Vereine, Flüchtlingsinitiativen und Teilnehmer des ländlichen Raums zusammenkommen zu lassen. Ziele des Projektträgers sind u. a. Vermittlung von Methoden zur Entwicklung von inter-/transkulturellen Kunstprojekten im Bereich der darstellenden Kunst/Musik, Kulturwerkstätten mit öffentlicher Präsentation („Karawanserei“) und Ausbildung eines überregionalen Netzwerkes zur Prävention von Isolation und Resignation der Flüchtlingsinitiativen.