Im Theater Tonne wird Inklusion gelebt – bereits seit 2005 ist die Theatergruppe mit Menschen mit Behinderung in regelmäßigen Produktionen zu erleben
Foto: Theater Reutlingen Die Tonne gGmbH

Über das europäische Förderprogramm LEADER werden vier weitere Projekte mit einem Zuschuss über 379.000 Euro unterstützt. Dazu gehört auch eine landesweite Aktion der Theatergruppe mit Menschen mit Behinderung vom Theater Tonne.

Ende November 2019 entschieden die Beiratsmitglieder von LEADER Mittlere Alb e. V. auf der Hopfenburg in Münsingen über die Förderung der Projektanträge des 10. Förderaufrufs. Das verfügbare Budget war mit den insgesamt sieben Anträgen deutlich überzeichnet, sodass nur vier der sieben Projekte zur Förderung ausgewählt werden konnten. Damit fließen weitere rund 157.000 Euro EU-Mittel sowie über 222.000 Euro Landesmittel in unsere Region. Die Landesmittel stammen aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR), vom Programm Innovative Maßnahmen für Frauen im Ländlichen Raum (IMF) und aus dem Kunst- und Kulturbereich Baden-Württembergs.

Der Vorsitzende Landrat Thomas Reumann zeigte sich beeindruckt von der Vielschichtigkeit aller bisher ausgewählten Projekte und betonte seine Freude, dass auf der Mittleren Alb ein weiteres Kulturprojekt mit LEADER- und TRAFO-Mitteln unterstützt wird. „Ich bin dankbar für das Kulturprojekt der Theatergruppe mit Menschen mit Behinderung zur jetzigen Zeit, in der Rassismus und Antisemitismus wieder spürbar werden. Ich stehe mit vollem Herzen hinter der beispielhaften Aktion vom Theater Tonne, denn wir müssen Flagge zeigen, uns klar bekennen und für unsere Demokratie kämpfen.“

Mit dem Projekt Hierbleiben … Spuren nach Grafeneck findet eine künstlerische Auseinandersetzung mit der durch die Nazis organisierten Ermordung zehntausender Menschen mit Behinderungen statt, wie sie 1940 in Grafeneck praktiziert wurde. Damals wurden Menschen mit Behinderungen von Sammelstellen aus ganz Baden-Württemberg nach Grafeneck deportiert. Das inklusive Ensemble vom Theater Tonne fährt insgesamt 25 dieser historischen Orte an, um gemeinsam mit lokalen Akteuren und Institutionen schauspielerische Aktionen umzusetzen. Das Schauspiel wird dabei mit Choreografie, Musik, bildender Kunst, Medienkunst, Interaktion und dokumentarischen Elementen verbunden. Über direkte Begegnungen mit den geistig und körperlich behinderten Darstellern wird die Frage gestellt, wie die heutige Gesellschaft mit Diversität umgeht bzw. damit umgehen sollte. Dabei geht es einerseits um den Umgang mit Behinderungen und Spielarten menschlicher Individualität, Diversität und Akzeptanz. Andererseits werden Machtstrukturen und Mittel politischer Manipulation aufgezeigt, die diese systematisch und rechtlich abgesicherten Gewaltverbrechen ermöglichten. Hier finden Sie alle wichtigen Infos und den Tourplan zum Projekt.

Das Projekt wird über LEADER sowie die „Lernende Kulturregion Schwäbische Alb“ im Rahmen von „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“, einer Initiative der Bundeskulturstiftung, gefördert. Um der Bedeutsamkeit der Historie gerecht zu werden, wird das Projekt gemeinschaftlich von 11 LEADER-Aktionsgruppen in ganz Baden-Württemberg (25 Orte) umgesetzt.

Das Projekt Coaching für Existenzgründerinnen ist ein Folgeangebot des vorangegangenen LEADER-Projekts „Coaching – Weiblich. Stark. Erfolgreich“. Es dient der Vorbereitung von Frauen aus dem ländlichen Raum für eine gezielte Existenzgründung. Ziel ist, den Teilnehmerinnen Qualifikationen für eine erfolgreiche Gründung und die langfristige Sicherung des Unternehmenserfolgs zu vermitteln. Dadurch wiederum können neue Einkommensmöglichkeiten und Arbeitsplätze geschaffen werden, gleichzeitig entstehen neue Produkt- und Dienstleistungsangebote für den ländlichen Raum. Zu vermittelnde Grundlagen des Coachings sind z. B. Anwendung von Business-Modellen als Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensgründung oder markt- und betriebswirtschaftliche Themen. Ein fertiger Businessplan zur Vorlage bei Banken und Behörden ist das Ziel dieses Coachings.

Der Gastronomiebetrieb Schloßschenke Lichtenstein ist ein seit 1992 bestehendes Familienunternehmen und Teil des Kultur- und Freizeitangebots am Schloss Lichtenstein. Im Zuge des Projekts Modernisierung Schloßschenke Lichtenstein wird die WC-Anlage, die für alle Gäste, Touristen und Wanderer kostenfrei zugänglich ist, zeitgemäß und barrierefrei umgebaut. Mit dem Umbau können gleichzeitig auch neue Lagerflächen, eine neue Spülküche und ein großzügiger Aufenthaltsraum mit Dusche für die Mitarbeiter geschaffen werden. Zusätzlich wird das Dach der WC-Anlage mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet und im Zuge der Modernisierung entstehen zwei neue Arbeitsplätze. Durch diese Maßnahmen wird der Familienbetrieb zukunftsorientiert weiterentwickelt, eine effizientere Gestaltung der räumlichen Strukturen und Betriebsabläufe ermöglicht sowie die bestehenden Arbeitsbedingungen verbessert.

Der Skilift Dottingen besteht seit über 40 Jahren, dadurch entsprechen Liftanlage und Betriebsgebäude nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Gerade für Kinder und Anfänger stellt die Nutzung des Lifts eine Herausforderung dar, außerdem fehlen für Familien entsprechende Angebote. Mit dem Projekt Dottingen aktiv – Sommer wie Winter soll nach erneuter Antragstellung durch die Skiliftgesellschaft ein zeitgemäßes Angebot geschaffen und eine Ganzjahresnutzung aufgebaut werden. Die ursprüngliche Planung einer neuen Multifunktionshütte wurde verworfen, der vollständige Umbau der bestehenden Skihütte ist jetzt u. a. Bestandteil des neu beschlossenen Antrags. Mit der Projektumsetzung sollen eine barrierefreie Toilette wie auch zeitgemäße Gasträume geschaffen werden, damit ein Pächter diese ganzjährig als Gastwirtschaft betreiben kann. Es ist weiterhin geplant, die Liftanlage familienfreundlich zu modernisieren und insbesondere für Kinder einfacher zugänglich zu machen.

Sie haben auch eine Idee für ein LEADER-Projekt? Dann melden Sie sich jederzeit beim Regionalmanagement in Münsingen. Bei Fragen oder Projektideen beraten Sie Elisabeth Markwardt (07381/402 97-02, markwardt@leader-alb.de) und Hannes Bartholl (07381/402 97-01, bartholl@leader-alb.de).

Neues Förderprogramm Regionalbudget für Kleinprojekte ab 2020
Neben der Auswahl von LEADER-Projekten hat sich der Beirat mit einem neuen Förderprogramm im LEADER-Aktionsgebiet Mittlere Alb beschäftigt. Einstimmig wurde die Umsetzung des Regionalbudgets zur Förderung von Kleinprojekten beschlossen. Ab 2020 können Kleinprojekte bis max. 20.000 Euro Gesamtkosten (netto) mit einem Fördersatz von 80 % über die LEADER-Geschäftsstelle gefördert werden. Finanzielle Unterstützung gibt es für Anschaffungen und kleine bauliche Maßnahmen. Auch Eigenleistungen werden teilweise berücksichtigt.

Gefördert werden können beispielsweise Anschaffungen/Einrichtungen für Vereine/Vereinsräume, Mobiliar und Technik für Gemeinschaftseinrichtungen, die Verbesserung öffentlicher Einrichtungen im Bereich Toiletten, Kulturpfade oder Bäder, Maschinen sowie Arbeitshilfen für Kleinbetriebe der Grundversorgung wie auch die Einrichtung von kleinen Versorgungszentren. Sie haben Interesse bzw. eine konkrete Projektidee, dann melden Sie sich ab sofort beim Regionalmanagement in Münsingen. Die erste Projektauswahl von Kleinprojekten ist für Februar 2020 geplant.