Bühne des Naturtheater Hayingen
Foto: Maria Bloching
Drei neue Projekte vom Beirat befürwortet, darunter die zukunftsfähige Neuaufstellung des Naturtheaters Hayingen
Am Dienstagabend den 18. Juli 2017 traf sich der Beirat des Vereins LEADER Mittlere Alb in Erkenbrechtsweiler. Der Verein unterstützt innovative Projekte in der Region mit Mitteln des EU-Förderprogramms LEADER. Der Beirat entscheidet, ob bestimmte Ideen und Planungen regionaler Akteure mit europäischen Fördergeldern bezuschusst werden sollen. Dafür müssen die regionalen Akteure einen Projektantrag einreichen, in dem beschrieben wird, was mit wem, wo und wie umgesetzt werden soll, um unsere Region weiter voranzubringen.
Der Vorsitzende des Beirats, Landrat Thomas Reumann, stellte fest: „Der ländliche Raum hat Zukunft, wenn wir uns darum kümmern. Deshalb freut es mich ganz besonders, dass wir heute rund 300.000 Euro EU-Fördermittel für Projekte in unserer Region gesichert haben, die für die Menschen vor Ort einen echten Mehrwert haben.“
Die „Umgestaltung Naturtheater Hayingen“ ist ein ganz besonderes Vorhaben, da dieses zwei Förderprogramme miteinander vereint. Die Bezuschussung mit LEADER-Fördergeldern wurde vom Beirat beschlossen. Am Jahresende wird im Programm TRAFO, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, darüber beschlossen, ob das Projekt zusätzliche Fördermittel bekommen wird. TRAFO unterstützt noch bis 2020 Transformationsvorhaben im Kulturbereich, die exemplarisch für die Herausforderungen in ländlichen Räumen stehen.
Das Naturtheater Hayingen (NTH) soll so weiterentwickelt werden, dass es heute und in Zukunft als zentraler Kultur- und Begegnungsort genutzt wird. Im Rahmen von LEADER und TRAFO wird es strukturelle Veränderungen, die Erprobung neuer Angebote sowie neue Beteiligungsmöglichkeiten geben. Das beinhaltet z. B. die Erweiterung der Programmvielfalt mit einer Umstellung vom Sommerspielbetrieb zum Ganzjahresprogramm an wechselnden Spielorten. Außerdem entstehen verschiedene Theaterwerkstätten und ein Spielclub, bei denen die Bevölkerung vor Ort, Menschen mit Behinderung sowie in Hayingen lebende Flüchtlinge eingebunden werden. Das NTH wird seine Organisationsstruktur an die heutigen Bedingungen und Wünsche unterschiedlicher Zielgruppen anpassen und sich intensiv mit regionalen Akteuren vernetzen. Durch die Fördergelder ermöglicht, schafft die Stadt Hayingen eine neue 50 %-Stelle für die Bearbeitung der Aufgaben, die das Projekt mit sich bringt.
Das Projekt „Existenzfestigung – Physiotherapiepraxis im Dorfzentrum Mehrstetten“ stärkt die regionale Wirtschaft durch die Förderung einer Physiotherapiepraxis. Die Praxis befindet sich momentan in gemieteten Räumen am Ortsrand von Mehrstetten und liefert einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge in der Region. Die Kapazitäten dieser Räumlichkeiten sind allerdings ausgereizt, zudem ist die bestehende Praxis nur über einen Treppenaufgang begehbar und damit nicht barrierefrei bzw. -arm. Die Unternehmerin plant eine strukturelle Veränderung ihrer Praxis und eine Weiterentwicklung des Leistungsangebots. Mit dem Bau neuer, barrierearmer Praxisräume direkt im Ortskern von Mehrstetten kann die Physiotherapie in eigene Räumlichkeiten verlegt werden und trägt damit zur Belebung der Ortsmitte bei. Mit dieser Existenzfestigung werden bestehende Arbeitsplätze erhalten und neue geschaffen. Außerdem wird das Dienstleistungsangebot im Ort erweitert und langfristig gesichert.
Münsingens Bürgermeister Mike Münzing, seine Kollegin aus Mehrstetten und seine Kollegen aus Gomadingen und St. Johann führen mit „«Mobilitätsbänke» als Beitrag vierer Kommunen zur nachhaltigen Mobilitätsstärkung“ ein neues, individuelles Mobilitätsangebot ein. Dieses Projekt wurde bereits im ersten Förderaufruf vom LEADER-Beirat Mittlere Alb beschlossen, musste dann aber aufgrund inhaltlicher Änderungen noch einmal zurückgezogen werden. Nun starten die vier beteiligten Kommunen einen neuen Anlauf. In den Kommunen werden an 65 zentralen Orten Mitfahrbänke aufgestellt bzw. bestehende für das Vorhaben genutzt. Das Projekt stellt eine innovative Verkehrsalternative für die dünn besiedelte, ländliche Region Mittlere Alb dar, die sowohl im Berufs- wie auch im Freizeitverkehr genutzt werden kann. Hierbei steht vor allem der Individualverkehr im ländlichen Raum im Fokus. Jeder kann sich auf eine Mitfahrbank setzen und mit dem Anzeigen des Zielortes vorbeifahrenden Autofahrern signalisieren, bis zum Zielort mitfahren zu wollen. Diese neue Variante des „Daumen raus halten“ ist unkompliziert und steigert die Offenheit gegenüber neuen sozialen Kontakten, außerdem wird damit der Zusammenhalt der beteiligten Kommunen gefördert.