Die Karawanserei der Heimatkarawane in Hayingen Mitte November 2019
Foto: Projektleitung Heimatkarawane

Lokale Institutionen, Vereine, Flüchtlingsinitiativen und Bürger vernetzen sich in mehreren Kommunen der Schwäbischen Alb auf künstlerische Weise miteinander

Das Projekt „Heimatkarawane – Wie klingt das Land heute?“ wurde vom Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg e. V. zusammen mit den Partnern Stage Divers(e) e. V., Trimum e. V. und Kulturzentrum Dieselstrasse ins Leben gerufen. Die beiden LEADER-Regionen Mittlere Alb und Oberschwaben sowie die „Lernende Kulturregion Schwäbische Alb“ im Rahmen von „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, unterstützen das Kulturprojekt finanziell.

Seit November 2019 werden lokale Institutionen, Vereine, Flüchtlingsinitiativen und Bürger in mehreren Kommunen der Schwäbischen Alb auf künstlerische Weise miteinander vernetzt. Dabei stehen Heimatgefühl und der persönliche Bezug zum Ort und zur Region der lokalen Akteure im Fokus. Im Zuge der Projektumsetzung trifft ein professionelles und interdisziplinäres Team, bestehend aus Künstlern der darstellenden Künste und Musik aus unterschiedlichsten Nationen, auf regionale Akteure. Im Rahmen einiger Workshop-Tage, die sogenannte Karawanserei, vernetzt sich diese Gruppe miteinander und erarbeitet eine individuelle und interkulturelle Inszenierung.

Das Projekt hat das Ziel, Menschen zu integrieren, die sonst wenig Kontakte in die gewachsene kulturelle Struktur ihres Wohnortes pflegen. Neben dieser Integration soll vor allem mit Hilfe verschiedener künstlerischer Methoden eine vertrauensvolle und gleichberechtigte Atmosphäre für alle Beteiligten entstehen, damit neue Impulse von und für alle erlebbar werden und in den jeweiligen Ort ausstrahlen.

Bis Februar 2020 wurden vier Karawansereien erfolgreich realisiert. Stattgefunden haben diese in Hayingen (15.-17.11.2019), Zwiefalten (22.-24.11.2019), Riedlingen (30.11.-01.12.2019) und Hülben (21.-23.02.2020). Im April 2020 sollte die Heimatkarawane nach Sigmaringendorf und Emerkingen ziehen, was aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht möglich war. Aktuell finden die Projektverantwortlichen neue Termine für Herbst dieses Jahres.

In der Zwischenzeit wird die Heimatkarawane digital durchgeführt. Zweimal wöchentlich vernetzen sich die Projektbeteiligten und besprechen verschiedene Themen, z. B. die aktuelle Situation und wie die Corona-Krise ihre Heimat beeinflusst. Außerdem gibt es gibt künstlerische Beiträge sowie gemeinsam entwickelte Geschichten. Auf diese Weise bleibt die Heimatkarawane in den nächsten Wochen aktiv und gewinnt neue Impulse und Teilnehmer.

Ein beispielhafter Einblick – die Karawanserei in Hayingen
Die Alterspanne der ca. 35 Beteiligten verschiedenster Nationalitäten reichte von 6 bis 78 Jahren. Unter den Mitwirkenden waren viele Akteure mit Kenntnissen zu ortsbezogenen Traditionen, die in das Projekt eingeflossen sind.

Der Begegnungsabend begann mit musik- und theaterpädagogischen Spielen. Dazwischen stellte sich das professionelle und interdisziplinäre Künstlerteam den regionalen Akteuren vor, sodass die Bandbreite an Möglichkeiten für die Teilnehmer deutlich wurde. Bei einem gemeinsamen Buffet wurde viel gelacht, erzählt sowie Inhalte und Ziele des Projekts besprochen.

Am ersten Workshop-Tag bildeten die Teilnehmer Gruppen im Bereich Chor, Instrumente und Theaterimprovisation. Es wurden verschiedene Lieder besprochen, welche mit dem Begriff „Heimat“ in Verbindung gebracht werden und eine persönliche Bedeutung für die Teilnehmer haben. Dabei wurden viele persönliche, schöne, lustige, aber auch tränenreiche und schmerzvolle Geschichten erzählt. Im Anschluss widmeten sich die Teilnehmer den Geschichten für die öffentliche Aufführung sowie Assoziationen zu Themen wie „Heimat“, „Alt und Jung“, „Fremd und Eigen“, „Stadt und Land“ oder „Familie.“ Der Tag endete mit einem ersten Entwurf eines Programmablaufs für die geplante Aufführung.

Am zweiten Workshop-Tag wurden die Ideen zur Aufführung vom Vortag in den Gruppen weiter bearbeitet und zwei gemeinsame Aktionen in den Programmablauf eingeflochten: Die Inszenierung einer für Hayingen typischen Geräuschkulisse und die Vertonung von selbstverfassten Liedern und Gedichten der Teilnehmer. Am Abend wurde die Inszenierung der Öffentlichkeit präsentiert – der Höhepunkt des gemeinschaftlichen Wirkens. Die Eröffnung erfolgte in mehreren Sprachen (deutsch, englisch, arabisch, hebräisch, spanisch). Das Publikum wurde in die Inszenierung einbezogen, vor allem beim gemeinsamen Singen in „schwäbisch“ und „nicht-schwäbisch“. Die persönlichen Geschichten, Lieder und Theaterszenarien der Teilnehmer berührten die Zuschauer sehr.

Das Projekt „Heimatkarawane – wie klingt das Land heute?“ hat sich sehr erfolgreich entwickelt. Es ist gelungen, Menschen in das Projekt einzubinden, die vorher an keiner bestehenden Kulturinitiative beteiligt waren. Die Identitäten der Ortschaften sowie des regionalen kulturellen Lebens auf der Alb wurden sicht- und hörbar gemacht.

Weitere Infos zum Projekt finden Sie hier.